Ute Noll ist Bildchefin der renommierten Schweizer Kulturzeitschrift Du. Der Schwerpunkt liegt auf Kunst, Kultur und modernem Leben. Zudem arbeitet Ute Noll als Galeristin, Lehrbeauftragte und Journalistin. Ihre professionellen Aktivitäten bündelt sie unter dem Dach der Projektagentur On Photography & Illustration in Stuttgart und betreibt dort auch die Galerie Uno Art Space mit dem Schwerpunkt internationale Fotografie . Seit Beginn der Darmstädter Tage der Fotografie im Jahr 2004 ist sie festes Mitglied im sechsköpfigen Kuratorenteam des Festivals.
Statements von Ute Noll zu den Ausstellungen des Photoszene-Festivals 2014
Auch im Museum für Angewandte Kunst werden wie in der Galerie Karsten Greve großformatige, 3 Meter hohe Arbeiten gezeigt, die aus vielen Einzelbildern zusammengesetzt sind und wie frontale Architekturzeichnungen wirken. Sie zeigen die Fassaden von Kathedralen, Kirchen und Klöster die Markus Brunetti auf einer langen Europa-Reise fotografiert hat. Ebenso wie bei Polidoris Stadtansichten beeindrucken diese Motive durch ihren Detailreichtum und der Verschmelzung verschiedener Aufnahmeperspektiven zu einem Gesamtbild, das hier - bei Brunetti - nichts zeigt, als das monumentale Bauwerk selbst. Pur und erhaben hat der Fotograf es aus seiner eigentlichen Umgebung herausgelöst. Ich hätte mir allerdings eine zurückhaltende Ausstellungs-Präsentation gewünscht, die den Bildern mehr Raum gibt und weniger monumental wirkt. Zur Ausstellung ist ein schöner Katalog erschienen, die erste Publikation im neu gegründeten Verlag Hartmann-Special Projects von Markus Hartmann, dem ehemaligen Programmleiter bei Catje Cantz.
Galerie Karsten Greve: ROBERT POLIDORI. EXTERIORS AND INTERIORS
Bis zu acht Jahren arbeitet Robert Polidori an einem einzelnen Motiv, das 9 Meter lang sein kann, und beispielsweise die Ansicht einer kompletten Straße zeigt, in der Müll-Recyler in ihren Hütten in den Slums von Mumbai leben und arbeiten.
Polidori fing diese Szene mit unzähligen Fotografien an einem Vormittag ein, aufgenommen mit seiner selbstgebauten Großbildkamera. Diese analogen Aufnahmen, bei denen er verschiedenen Perspektiven und Tiefenschärfen anwendet, setzte er anschließend digital – in einem langwierigen Prozess – zu einem Panorama-Bild zusammen. Es beeindruckt mit einem ungeheuren Detailreichtum und malerischer Farbigkeit: Alles in allem eine komplexe Arbeit, der man sich aus vielen unterschiedlichen Perspektiven nähern kann – ästhetisch, philosophisch, dokumentarisch … und dabei auch gleich die klassisch-eleganten Räume der Galerie direkt neben dem Museum für Angewandte Kunst bewundern kann.
Galerie Lichtblick: LADIES ONLY #1
Die Ausstellung in der Galerie Lichtblick, kuratiert von Tina Schelhorn, ist der Teaser gleichnamiger Ausstellung, die Tina Schelhorn für das Museum für Modern Art in Georgien zusammengestellt hat. Zur Ausstellung in Köln gehört ein begleitendes Magazin, das einen umfangreicheren Einblick in das Schaffen internationaler Fotografinnen zeigt. Solange Fotografinnen ab dem mittleren Alter in der Fotografie und der Fotokunst, in Ausstellungen, Büchern, Publikationen etc. in der Regel nicht mal zu einem Drittel vertreten sind – das habe ich mit meinen Studierenden in Seminaren an der FH Bielefeld und Dortmund in umfangreichen Stichproben erarbeitet - müssen wir als Ausstellungs- und Büchermacher gemeinsam daran arbeiten, das Spektrum ihres Schaffens für eine breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Die Galerie Lichtblick empfehle ich zudem als einen sehr gastfreundlichen Ort für jeden, der sich für Fotografie interessiert. Bekannt als unkonventioneller Treffpunkt der internationalen Fotoszene, wichtige Drehscheibe für Talente und mit der Lichtblick School auch Ausbildungsstätte für Fotografie.